TUM Brussels Insights
TUM-Alumna bringt Design Thinking in europäische Unternehmen
24. November 2021
Diana Schneider begann 2009 ihr Masterstudium in Industrial Design an der TUM, wo sie durch Kurse am Center for Digital Technology and Management (CDTM) erste Erfahrungen mit dem Thema Unternehmensgründung machte. 2013 gründete sie in ihrer Heimat Belgien Brisk Business Design – ein Unternehmen, welches andere Unternehmen darin unterstützt, die Gestaltungsmethodik (Design Thinking) in der Definition neuer Produkte und Dienstleistungen anzuwenden. TUM Brussels Liaison Officer Maria-Valerie Schegk traf die Alumna zum Gespräch.
Wie kamen Sie zum Studium an die TUM?
Da ich bereits meinen Bachelor im Bereich Produktentwicklung gemacht habe, wollte ich auch mit meinem Master daran anschließen. Ich habe dann verschiedene Universitäten und deren Studienprogramme in Europa verglichen und die meisten dieser Studiengänge sind entweder sehr fokussiert auf die Ingenieurwissenschaften oder eben auf den gestalterischen Aspekten. Letztendlich habe ich mich dann für die TUM entschieden, da sie beides sehr gut miteinander kombiniert – Maschinenbau und Gestaltung. Darüber hinaus wird ein drittes Element thematisiert: Was ist die Rolle des Designers in der Welt und wie kann Design Verhalten, Interaktionen, Nachhaltigkeit, Mobilität, Privatsphäre, etc. der Zukunft gestalten?
Was haben Sie an Ihrer Studienzeit in München besonders genossen?
Den ganzheitlichen Ansatz des Studiums habe ich als wahren Mehrwert empfunden. An der TUM wurde einem wirklich beigebracht, die Design-Methodik auf viele verschiedene Bereiche anzuwenden. Was ich zudem am Studium an der TUM sehr genossen habe, ist dass es ein Studium auf Augenhöhe war. Mit vielen kollaborativen Formaten und wenig Frontalunterricht. Zudem war das Angebot an zusätzlichen Kursformaten, wie Summer Schools, sehr groß und wir konnten auf ein großartiges Mentoren-Netzwerk zurückgreifen.
Gab es Erlebnisse oder Begegnungen an der TUM die prägend waren für Ihren Lebens- und Karriereweg? Wenn ja, welche?
Wir haben während des Studiums gelernt unsere Arbeit und unsere Rolle an sich in Frage zu stellen. Es war ein sehr „reifes“ Studium. Außerdem gab es ein vielfältiges Angebot an unternehmerischen Kursen, z.B. am CDTM. Dort kamen wir früh mit Themen in Berührung wie z.B. Wie kann ich ein Unternehmen gründen? Wie kann ich digitale Innovationen entwickeln? Außerdem wurde dort sehr interdisziplinär gearbeitet, was eine große Bereicherung für mich dargestellt hat.
Wollten Sie schon immer Ihre eigene Firma gründen? Wie kam es dazu?
Nein, überhaupt nicht. Ich dachte früher immer, um gründen zu können, braucht man mindestens fünf Mitgründer und viel Risikokapital. Erst im Studium an der TUM, durch die Mentoren und auch durch meine Mitstudenten habe ich entdeckt, dass die Hürde gar nicht so hoch ist. Das mögliche Scheitern wurde auch enttabuisiert. Und da kam dann die Idee, dass ich mein eigenes Unternehmen gründen will.
Was war die größte Herausforderung, die Sie im Rahmen der Unternehmensgründung meistern mussten?
Das schwierigste war, das Gleichgewicht zu finden zwischen der initialen Langzeitvision, die man hat und der aktuellen Marktrealität. Man muss am Anfang erst einmal den eigenen Bedarf schaffen.
Design Thinking war damals ja noch sehr jung. Man muss ständig nachjustieren zwischen dem, was man langfristig erreichen will und dem Bedarf, der auf dem Markt da ist.
Wer hat sie bei der Unternehmensgründung speziell gefördert?
Zum einen waren das Gastdozenten aus der Industrie, die ich während meines Studiums kennen gelernt habe. Außerdem waren meine Kommilitonen eine wichtige Unterstützung. Verschiedene meiner Mitstudenten haben auch gegründet, und dann erfährt man dieselben Probleme und kann sich auf Augenhöhe austauschen.
Was sind die drei Hauptzutaten für das Erfolgsrezept Ihres Unternehmens?
Am Anfang braucht man ein oder zwei Pilotkunden, die man dann zu einem größeren internationalen Netzwerk ausbauen kann. Außerdem sollte man nicht zu lang in der Theorie der Unternehmensgründung verweilen, sondern schnell Dinge am Markt ausprobieren, auch wenn die eigene Dienstleistung noch nicht hundert Prozent ausgereift ist. Und dann muss man lernen, mit den Kunden mitzuwachsen und sich flexibel auf die verschiedenen Bedürfnisse einzulassen.
Was ist Ihr Rat an die junge Studierenden- bzw. Gründer-Generation?
Netzwerkpflege ist extrem wichtig. Am Anfang muss man Kunden, Projektpartner und Mentoren kennen lernen. Ich dachte immer, ich bin viel zu introvertiert, um das leisten zu können. Aber dann muss man eben mit kleineren Netzwerkveranstaltungen, Wettbewerben oder Themenabenden anfangen. An der TUM gab es eine Veranstaltungsreihe zu Frauen in Maschinenbauberufen, das war ein toller Start. Ein weiterer Rat wäre, sich und seine Arbeit kontinuierlich kritisch zu hinterfragen und wenn nötig nachzujustieren, um etwas Systemrelevantes und Nachhaltiges zu schaffen. Das heißt, die eigene Dienstleistung ständig nutzerzentrisch zu pilotieren, zu iterieren und zu pivotieren – genau wie beim Design Thinking!
Was sind Ihre Pläne für ein hoffentlich post-Corona Jahr 2022?
Weiterzumachen wie es vor Corona war – sich aber auch auf die neuen Bedingungen einzustellen, die durch Corona entstanden sind. Früher dachten die Großkonzerne, dass Homeoffice unmöglich ist, aber das hat sich verändert.
Und deswegen werde auch ich darüber nachdenken, wie in Zukunft eine gesunde Balance zwischen physischen und virtuellen Formaten aussehen kann. Das ist auch im Sinne der Nachhaltigkeit.
Vielen Dank für das Gespräch!
Erfahren Sie mehr über Diana Schneiders Unternehmen Brisk Business Design