Der Gebäudesektor ist für ca. 40 Prozent des weltweiten Energiebedarfs verantwortlich; 50 Prozent der Weltbevölkerung lebt in urbanen Räumen; in Deutschland leben etwa 3/4 der Menschen in Städten oder deren Speckgürteln. Die Carbon Roadmap der Europäischen Union sieht vor, dass im Vergleich zum Jahr 1990 die CO2 Emissionen im Gebäudesektor bis zum Jahr 2050 um 90% gesenkt werden sollen. Die Umsetzung dieses Ziels wird Einfluß nehmen auf die gebaute Umwelt und diese verändern.
Eine Plattform für innovative Forschung und fortschrittliche Technologien
Bereits zum dritten Mal veranstaltete die Deutsch-Amerikanische Handelskammer in San Francisco die sogenannten Innovationsseminare, eine Vortragsreihe an Universitäten entlang der Westküste, bei der Studenten ihr Wissen um praxisnahe Bezüge erweitern und deutsche Forschungsprojekte und -technologien im Bereich der Energieeffizienz kennenlernen. Unterstützt wurde diese Veranstaltungsreihe an den Universitäten UC Berkeley, UC Davis, University of Oregon und Portland State University vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie sowie von der Exportinitiative Energieeffizienz. Aufgrund der innovationsorientierten Bevölkerung und ihrer fortschrittlichen Energie- und Engergieeffizienzpolitik waren Kalifornien und Oregon prädestiniert für diese Vortragsreihe.
Nachhaltigkeit bereichert architektonische Möglichkeiten
Im Rahmen der zweistündigen Vorlesungen präsentierte Professor Auer in seiner Keynote “High Comfort – Low Impact” sowohl Strategien im Bereich der Lehre als auch Forschungsprojekte an der TUM zur Verbesserung von Komfortbedingungen durch die Reduzierung des Ressourcenbedarfs sowohl in privaten Gebäuden als auch im öffentlichen Raum.
Professor Auer stellte außerdem eines seiner Projekte vor, an dem er und sein Team von Transsolar gearbeitet hatten. Dabei handelte es sich um ein Gebäude, welches die einzigartigen klimatischen Herausforderungen in Winnipeg (Kanada) zu überwinden versucht, indem es sich dynamisch an die sich ständig ändernden klimatischen Bedingungen anpasst. Die Energieeffizienz dieses innovativen Bürogebäudes mit dem Namen „Manitoba Hydro Place“ wurde beispielsweise durch folgende Maßnahmen maximiert: optimierte Gebäudeorientierung zur Nutzung passiver solarer Gewinne zur Raumkonditionierung; hohe Decken zur Verbesserung der Tageslichtnutzung; passive solare Vorkonditionierung in Wintergärten und Doppelfassaden; Reduzierung des Energiebedarfs durch hocheffiziente Wärmerückgewinnung und Vorerwärmung der Frischluft, sowie stetige Frischluftzufuhr durch Quelllüftung.
Er wies darauf hin, dass Energieeffizienz in den vergangenen Jahren vor allem technologisch getrieben war, es derzeit aber ein Umdenken hinsichtlich ganzheitlicher Zusammenhänge im Quartiers- bzw. städtischen Maßstab gebe. Außerdem stehe die Aufenthalts- und architektonisch-haptische Qualität zunehmend im Fokus der Betrachtung. Passive Ansätze für Energieeffizienz und die Integration regenerativer Energiequellen seien integraler Bestandteil von Architektur. Er wies darauf hin, dass Nachhaltigkeit nicht notwendigerweise architektonische Möglichkeiten beschränke, sondern diese vielmehr bereichern könne.
Persönliche Kontakte, Netzwerke und langfristige Beziehungen
Eine ausgewählte Gruppe führender deutscher Unternehmen aus dem Bereich Architektur und der Green Building Technologien, darunter Behnisch Architekten, GeoKoax und Schüco, präsentierten ebenfalls ihre neuesten Produkte und Referenzprojekte im Rahmen der Vortragsreihe. Ziel war es auch für sie, Kontakte zu künftigen Entscheidungsträgern, potenziellen Kunden oder künftigen Mitarbeitern zu knüpfen und langfristige Beziehungen mit Universitäten zu etablieren. Den sich an die Vortragsreihe anschließenden Empfang nutzten die Studenten, Dozenten und Experten für bilaterale Gespräche.
Die unmittelbare Reaktion aller Teilnehmer auf die Vortragsreihe war durchweg positiv und Professor Thomas Auer wurde bereits jetzt eingeladen, auch im nächsten Jahr wieder einen Vortrag zu halten.
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Redaktion: Dolores Volkert