Weltweit setzen sich Forschende zunehmend mit dem globalen Problem der Ernährungssicherheit auseinander. Dabei streben sie Lösungen an, die Ziele wie „Null Hunger“, verantwortungsvolle Produktion für eine bewusste Konsumgesellschaft sowie nachhaltiges Leben auf dem Land unterstützen. Beim TUM São Paulo Dialogue gaben die Referentinnen und Referenten anhand von Beispielen aus Australien, Europa und Südamerika Einblicke in den neuesten Stand der Forschung und debattierten über die Zukunft von Lebensmitteln und Ernährung.
Traditionelle Methoden als Basis für die Zukunft der Ernährung
Die Forschenden waren sich einig, dass neue oder wiederentdeckte traditionelle, nährstoffreiche Nahrungsquellen mit dem Potenzial für umfassende Gesundheits- und Ernährungsanwendungen erschlossen werden müssen.
Prof. Henrietta Marrie, Honorarprofessorin des Australian Research Council (ARC) Training Centre for Uniquely Australian Foods an der UQ, ging bei ihren Ausführungen insbesondere auf traditionelle Erntemethoden in Australien, Asien und Lateinamerika ein.
Noch nicht kommerziell genutzte Nahrungspflanzen waren das Thema von André Gonzaga dos Santos. In seiner Präsentation stellte der Professor von der International School of Pharmaceutical Sciences an der UNESP unter anderem potenzielle neue Superfoods aus Brasilien vor.
Diesem Bereich widmet sich auch Prof. Michael Rychlik, Lehrstuhlinhaber des Bereichs Analytische Lebensmittelchemie an der TUM School of Life Sciences. Er analysiert aktuell mit einer Gruppe von Forschenden aus Australien und Brasilien den Vitamingehalt von traditionellen Pflanzen, unter denen sich auch das eine oder andere neue Superfood befinden könnte.
Das perfekte Rezept: nährstoffreich, lecker, regional
Für die Forschung von Dr. Martin Steinhaus vom Leibniz-Institut für Lebensmittel-Systembiologie an der TUM steht der Geschmacksaspekt im Vordergrund: „Es ist wichtig, die Konsumentinnen und Konsumenten von Anfang an mitzunehmen, wenn es um neue und natürliche Rohstoffe geht.“ Bei seiner Aromaforschung stellt er diese Zielgruppe daher in den Mittelpunkt. Denn eine neue, nachhaltige Nahrungsquelle wird von den Verbraucherinnen und Verbrauchern nur angenommen, wenn sie angenehm schmeckt.
Die idealen Lebensmittel sollen gesund sein und gut schmecken. Aber woher sollen sie kommen? Bei einer Umfrage unter den fast 80 Teilnehmenden des TUM Global Dialogue sah ein Großteil die Zukunft der Lebensmittel in regionalen Bezugsquellen und Urban Gardening sowie der Circular Economy. Rund 70% der zugeschalteten Personen gaben an, dass sie ihre Nahrungsmittel immer noch vorwiegend aus dem Supermarkt beziehen und nicht direkt von lokalen Produzentinnen und Produzenten.
Mögliche Fortsetzung beim Symposium in Straubing
Diese spannende Diskussion wird möglicherweise 2022 beim nächsten Symposium der Global Bioeconomy Alliance am TUM Campus Straubing fortgesetzt. Nach der Pandemie-bedingten zweijähriger Pause soll das Symposium im kommenden Jahr endlich wieder stattfinden und die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Australien, Brasilien und Deutschland für den wertvollen Austausch über neueste Erkenntnisse aus drei Kontinenten zusammenbringen.
Über die GBA
Die Global Bioeconomy Alliance wurde 2018 von der TUM, der University of Queensland (UQ) und der São Paulo State University (UNESP) gegründet. Erfahren Sie mehr