
TUM São Paulo Insights
Digitales Lateinamerika – Brasilianische Schulen im Zeitalter der Pandemie
10. Juni 2020
In der aktuellen TUM São Paulo Insights-Reihe beschäftigt sich TUM Liaison Officer Sören Metz mit verschiedenen Aspekten und Projekten zur Digitalisierung in Lateinamerika. Teil eins behandelt die Themen Schulbildung und digitale Programme am Beispiel Brasilien.
Nicht erst seit der Covid-19-Pandemie ist Lateinamerika im digitalen Zeitalter angekommen und entwickelt seine Digitalstrategien trotz der teilweise nicht einfachen Umstände kontinuierlich weiter. Im Vergleich zu Deutschland haben die öffentlichen Verwaltungen größtenteils auf digitalen Schriftverkehr umgestellt. In Brasilien kann man zum Beispiel schon seit 1999 die Steuererklärung über ein Online-Formular per Computer einreichen; seit 2006 geht das auch per Tablet oder Smartphone.

Wenn man an Lateinamerika denkt, spiegeln sich die Unterschiede in der Gesellschaft auch in der Schule und der Schulbildung wider: Auf der einen Seite schneiden die brasilianischen Privatschulen im Rahmen der PISA-Umfrage besser als Finnland ab, auf der anderen Seite bilden die öffentlichen Schulen in Brasilien zusammen mit Peru das Schlusslicht in der Region, was die über PISA gemessene Leistungsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler angeht. Auch die Digitalisierung der Schulen in Lateinamerika weist dieses charakteristische, riesige Spektrum an Unterschieden auf.
Plattformen zur digitalen Lehre auf Landes- und Bundesebene
Die TUM Partnerschulen in São Paulo – das sind die privaten Deutschen Auslandsschulen Colégio Visconde Porto Seguro und das Colégio Humboldt – haben seit Beginn der Quarantäne, ausgelöst durch die Covid-19 Pandemie, in São Paulo Mitte März den gesamten Schulunterricht auf den Online-Unterricht umgestellt und begleiten ihre Schülerinnen und Schüler derzeit digital durch das Schuljahr. Tatsächlich ist anders als in Deutschland bis jetzt noch nicht klar, wann der Präsenzunterricht wieder aufgenommen werden kann.
Auch die öffentlichen Schulen in Brasilien haben schnell umgestellt – etliche Bundesstaaten haben eigene Online-Schulplattformen entwickelt. So zum Beispiel der Bundesstaat Minas Gerais welcher eine eigene Android-App für den Unterricht an den Landesschulen entwickelt hat und auch das brasilianische Bildungsministerium gibt über eine eigene Plattform Hilfen zur Implementierung des digitalen Unterrichts und stellt zusammen mit brasilianischen Universitäten entwickelte Unterrichtseinheiten für den Schulbetrieb zur Verfügung.

Herausforderungen beim Internetzugang
Eine der größten Herausforderungen bei der Umstellung auf die digitale Lehre ist der Zugang zu diesen digitalen Medien – in Brasilien sind beispielsweise nur rund 75% der Bevölkerung an das Internet angeschlossen – besonders die urbanen Zentren des Landes sind gut angebunden. Die territoriale Ausweitung der Region und die teilweise schwierige Anbindung an verkabeltes Internet in ruralen, teilweise isolierten Bereichen des Landes stellen hierbei eine besondere Herausforderung dar.
Bei den Einwohnerinnen und Einwohnern mit Internetzugang erfolgt dieser vorwiegend über ein Smartphone oder Tablet. Der Bundesstaat São Paulo ist auf diesen Umstand eingegangen und hat eine Plattform entwickelt, die auf Smartphones läuft. Das Datenpaket der jeweiligen Nutzer wird vom Bundesstaat gezahlt. Zusätzlich zum Unterricht via App werden die Unterrichtseinheiten auch im öffentlichen Fernsehen übertragen.
Digitale Lösungen aus dem Innovations-Ökosystem
Schulbildung ist auch im Innovations-Ökosystem in Lateinamerika eine Größe. Die Start-ups die im sogenannten EdTech Bereich agieren - also die den Lern- und Lehrbereich mit digitalen Mitteln bereichern und effektiver machen wollen - nehmen eine immer größere Rolle im Ökosystem ein. Auch private Stiftungen, besonders die Fundação Lehmann, investieren in diesen Bereich.

Dieser Markt bietet auch für TUM Start-ups interessante Möglichkeiten – sowohl, was den Bereich der Internetausweitung im ländlichen Gebiet angeht als auch hinsichtlich digitaler Lösungen im Schulbereich. Wenden Sie sich bei Interesse gerne direkt an den TUM Liaison Officer Sören Metz in São Paulo und überlegen Sie gemeinsam, in welchem Bereich und in welcher Weise Sie mit der Region zusammenarbeiten können oder wie sie mit der TUM kooperieren möchten, wenn Sie ein Projekt in der Region zu diesem Thema umsetzen möchten. Wir freuen uns auf Ihre Ideen und Kontaktanfragen.
Quellen: