Von TUMi in den Vorstand von ESN Germany: „Zusammen an einer toleranteren Zukunft arbeiten“
Gavin Pelan und Samuel Arenthold engagieren sich seit Beginn ihres Studiums an der TUM für den Verein ESN TUMi e.V., der vor allem ausländischen Studierenden Unterstützung und Orientierung bietet. Beide haben selbst einen internationalen Hintergrund und wissen, wie gut sich Studierende in einer neuen Umgebung gegenseitig helfen können – und wie wertvoll der interkulturelle Austausch für unser Miteinander ist. Seit Juli setzen sich die beiden auch auf nationaler Ebene ehrenamtlich für internationale Studierende ein: als Präsident und Finanzvorstand von ESN Germany.
Gavin, Samuel – erst einmal Danke für Euer tolles Engagement für Eure Kommilitoninnen und Kommilitonen! Wie sah denn Euer Weg aus, bevor Ihr an die TUM gekommen seid? Gibt es internationale Aspekte in Eurem persönlichen Hintergrund?
Gavin: Ich bin in den Niederlanden aufgewachsen und meine Eltern kommen aus den Niederlanden und Nordirland. Vielleicht habe ich deswegen schon immer ein gewisses Fernweh in mir gespürt. Während meines Bachelor-Studiums in Amsterdam habe ich einen Austausch nach Singapur gemacht. Dort habe ich entschieden, dass ich den Master Vollzeit im Ausland machen würde. Für ein Vollzeitstudium wollte ich lieber ein bisschen näher an der Heimat bleiben. Die nächsten Schritte zur TUM verliefen dann ziemlich schnell. An der TUM habe ich zwei Studenten aus Singapur wiedergetroffen, und mit Bekanntschaften ist es einfacher, sich zu Hause zu fühlen.
Samuel: Ich habe einen großen Teil meiner Kindheit in verschiedenen Ländern und Kulturen verbracht und bin in einer multinationalen Umgebung groß geworden. Während meines Bachelors in Dortmund bin ich gleich in den ersten Semestern besonders wegen meiner Bilingualität in die Freundesgruppen der internationalen Studierenden hineingerutscht. Nach der Teilnahme an einigen ESN-Events habe ich mich dann dazu entschieden, dem Verein beizutreten. Eine meiner besten Entscheidungen!
Wie seid Ihr auf TUMi aufmerksam geworden? Und warum wolltet Ihr mitmachen?
Samuel: Aufgrund von meinen positiven Erfahrungen mit ESN habe ich TUMi sofort als gute Möglichkeit gesehen, um Freunde mit ähnlichen Interessen in einer neuen Stadt zu finden. Also habe ich mich sofort nach dem Umzug als Mitglied bei TUMi beworben und habe dann schon bald an meinen ersten Veranstaltungen teilgenommen.
Gavin: Der größte Teil der Mitglieder erfährt von TUMi, wenn sie von ihrem Austausch zurückkommen. Auch die schon erwähnten Freunde sind nach ihrem Singapur-Austausch Mitglieder geworden und haben mich zu den Veranstaltungen mitgenommen. So habe ich unter internationalen Studierenden zügig Kontakte in München knüpfen können. Später bin ich dann Mitglied und auch Teil vom Board geworden.
Gibt es Erlebnisse im Rahmen von TUMi, die unvergesslich sind?
Samuel: Eine der Veranstaltungen, die nicht nur mir, sondern auch den Austauschstudierenden im Kopf bleibt, ist unser Orientierungswochen-Format „Party Animals“. Hier haben die Austauschstudierenden die erste Möglichkeit, sich kennenzulernen und die neuen Vereinsmitglieder können sich gleich bei TUMi einfinden. Auch an die Vereinsausflüge erinnert man sich immer gern. Wir sind hier beispielsweise mit 40 bis 50 Leuten zu Hütten im Umland gefahren und waren auch einmal im November im Ammersee baden. Bei solchen Gelegenheiten lernt man sich besonders gut kennen.
Warum würdet Ihr jedem Studierenden empfehlen, bei TUMi mitzumachen?
Gavin: Es gibt bei TUMi die Chance, viele Leute in einem internationalen Umfeld kennenzulernen. Wenn du internationalen Studierenden während ihres Aufenthalts in München hilfst, wirst du Teil von einem Freundeskreis von Leuten aus aller Welt. Viele lokale Studierende haben hier ihren Anschluss im Münchner Studentenleben gefunden.
Samuel: Allgemein bietet ESN und damit auch TUMi eine optimale Plattform für die weitere Selbstentwicklung. Man lernt viele fremde Kulturen und Leute kennen, während man auch Leute aus dem eigenen Land mit einer ähnlich offenen Haltung begegnet. Man lernt außerdem, miteinander zu arbeiten und auszukommen. Und all das, während man gemeinsam Spaß hat! Es ist ein wirklich gutes Gefühl zu spüren, dass man Leuten geholfen hat, hier zurechtzukommen. Und es ist einfach toll, die Freundesgruppen, die sich durch das eigene Wirken gebildet haben, auf dem Campus zu treffen.
Warum ist internationaler Austausch und interkulturelles Miteinander so wichtig?
Gavin: Jede Person bringt ihre eigene Erfahrung, Geschichte und Meinung mit sich. Die wird teilweise durch ihr Umfeld gestaltet. Es ist immer wichtig, im Dialog mit anderen zu stehen, um den eigenen Standpunkt besser zu verstehen und anzupassen, wo nötig. Darum ist es umso wichtiger, dass man auch mit Personen außerhalb der eigenen Blase kommuniziert. Jeder Austauschstudierende trägt mit der eigenen Vielfalt dazu bei, das Umfeld an der TUM so divers wie möglich zu machen, und bietet uns allen die Chance, voneinander zu lernen. Internationaler Austausch und interkulturelles Miteinander führen dazu, dass wir zusammen an einer toleranteren Zukunft arbeiten.
Was hat Euch motiviert – nachdem Ihr TUMi beigetreten seid – Euch auch zusätzlich im Vorstand von TUMi zu engagieren?
Samuel: Mit der Zeit, die man im Verein als Mitglied aktiv ist, stieg bei mir das Bedürfnis nach größeren Zielen zu streben, welche nicht nur eine Veranstaltung, sondern auch den Verein als solches betreffen. Viele der Ideen, die man als Mitglied sammelt, lassen sich so auf größerer Basis einbringen. Außerdem habe ich die Vorstandsposition als eine Möglichkeit der Selbstentfaltung gesehen, die mich mit vielen Problemen und Herausforderungen konfrontiert, welchen man sonst im Alltag nicht begegnen würde.
Gavin: Es war die Motivation, Austauschstudierenden, die Hilfe, Unterstützung, und das Gefühl von Zugehörigkeit zurückzugeben, welches TUMi mir damals auch gegeben hat. Neben internationalen Studierenden wurden natürlich die anderen Mitglieder auch wichtiger für mich. Wir wurden Freunde. Und als mein Kumpel sich dafür entschieden hatte, in den Vorstand zu gehen, wollte ich es ihm gleichtun.
Was habt Ihr im Vorstand von TUMi konkret gemacht?
Samuel: Mein Vorstandsjahr habe ich als Finanzvorstand verbracht. Hier habe ich mich primär darum gekümmert, unsere Buchhaltung zu überarbeiten und zu automatisieren. Zudem habe ich mich im Zuge dessen intensiv mit unseren Steuern auseinandersetzen müssen. Neben den eigentlichen Tätigkeiten kam noch einiges an Vorstandsarbeit in anderen Bereichen dazu, besonders im Rahmen der Umstrukturierung und Zielverwirklichung. Als abschließendes Projekt habe ich angefangen, TUMi nicht nur auf die TUM, sondern auch auf andere Universitäten zu erweitern. So erhoffe ich mir ein noch diverseres Vereinsleben mit Leuten aus verschiedensten Studienrichtungen innerhalb von München.
Gavin: Ich habe letztes Jahr bei TUMi eine Rolle im erweiterten Vorstand übernommen. Als Haupttätigkeit habe ich den Kontakt mit anderen Vereinen im Erasmus Student Network, wozu auch TUMi gehört, übernommen. Ähnliche Vereine haben ähnliche Herausforderungen, und bei gemeinsamen Calls und Treffen konnten wir immer gut voneinander lernen. Nebenbei habe ich ganz viele kleinere Aufgaben vom Vorstand übernommen oder unterstützt. Das heißt: mitreden bei Entscheidungen, in welche Richtung wir gehen wollen. Es war sehr erfüllend zu sehen, wie der Verein sich infolge unserer Arbeit verändert hat.
Was hat Euch bewogen, den nächsten Schritt zu machen und Euch für ein Amt im nationalen Vorstand von ESN Germany zu bewerben?
Samuel: Ich habe mich lange über den aktuellen Zustand von ESN Germany beschwert. Darauf kam dann immer wieder die Aussage: „Du kannst es ja selber besser machen!“ Das habe ich mir zu Herzen genommen und mich darauffolgend auf das Amt des Finanzvorstands beworben. Als Vorstand auf nationaler Ebene stehen mir viel mehr Möglichkeiten zur Verfügung, um noch größere Projekte und Interessen zu vertreten. Ich sehe in ESN auf lokaler und nationaler Ebene viel Potential und möchte dies soweit wie möglich ausschöpfen.
Gavin: Während meines Jahres im Board bei TUMi, sind meine Interessen allmählich von Veranstaltungen für Austauschstudierenden auf das Vertreten von Austauschstudierenden umgewandelt. Bei einem lokalen Verein gibt es dort Möglichkeiten, aber auf der Ebene von einem nationalen Dachverband kann man mehr ausrichten. Beispielsweise hat man dort Kontakt mit dem DAAD und kann direkt die Probleme von Austauschstudierenden an die richtigen Personen bringen.
Was habt Ihr Euch für Eure Amtszeit im Vorstand von ESN Germany vorgenommen?
Samuel: Ich will insbesondere die veralteten Strukturen der Buchhaltung verbessern. In der Vergangenheit wurde alles in Papierform bearbeitet und ich bin jetzt dabei, alle Prozesse zu digitalisieren. Zudem habe ich vor, den lokalen Finanzvorständen eine größere Grundlage in Form von Schulungen und Vorlagen zu geben, um so die Einarbeitung zu vereinfachen.
Um ESN Germany weiter zu verbessern und den Austauschstudierenden noch mehr zu bieten, versuche ich zudem, Einkommensquellen wie zum Beispiel einen Merchandise-Shop auf nationaler Ebene zu etablieren, der für alle ESNer zugänglich ist. Zum Abschluss möchte ich in Form von nationalen Projekten mehr Einfluss von ESN und seinen Möglichkeiten auf das alltägliche Leben in Deutschland ermöglichen. Natürlich aber kommt bei alledem der Spaß auch nicht zu kurz!
Gavin: Bis Ende Juni 2024 habe ich vor, den Kontakt zwischen ESN Germany und gewissen Institutionen wie dem DAAD oder der Hochschulrektorenkonferenz zu verstärken und zusammen an einigen Projekten zu arbeiten. Als ESN haben wir diesen Sommer eine europaweite Umfrage gehabt, und wir würden gerne die Daten auswerten, um zu schauen, wo Austauschstudierenden am meisten das Bedürfnis für Hilfe von Hochschulen haben, um dann die Hochschulen darauf aufmerksam zu machen.
Außerdem werde ich mich dafür einsetzen, dass Studierende an deutschen Hochschulen nach ihrem Austauschaufenthalt eine bessere Anerkennung von Studienpunkten erhalten. In der Theorie sollte man alle 30 ECTS, die man im Ausland belegt hat, anerkennen lassen können. Last but not least würde ich auch gerne dafür sorgen, dass Studierende, die sich ehrenamtlich einsetzen oder sogar im Vorstand eines Vereins sind, mehr anerkannt werden – um es so noch vielen anderen zu ermöglichen, dieselben Lernerfahrungen und Entwicklungen neben dem Studium mitzumachen.
Danke Euch beiden für das Gespräch!