„Ein Erasmus-Aufenthalt kann die Persönlichkeitsentwicklung enorm positiv beeinflussen!“
Zwanzig Jahre nach seinem Erasmus-Aufenthalt an der Tampere University of Technology schrieb TUM-Alumnus Felix Köbler eine so begeisterte E-Mail an das TUM Global & Alumni Office, als wäre er gerade erst aus Finnland zurückgekehrt. Wir haben ihn eingeladen, seine Erfahrungen zu teilen, um möglichst vielen TUM-Studierenden die großartigen Möglichkeiten eines Auslandssemesters mit Erasmus+ aufzuzeigen.

Felix Köbler studierte ab 2002 Wirtschaftsinformatik an der TUM und schloss sein Studium 2008 mit einem Master-Abschluss ab. Im Wintersemester 2004/05 ging er über das Erasmus-Programm für einen Auslandsaufenthalt an die Tampere University of Technology – seit 2019: Tampere University – in Finnland. Eine Erfahrung, die über das Studium hinaus prägende Wirkung hatte.
Felix, erst einmal vielen Dank, dass Du Dich bei uns gemeldet hast! Was hat Dich dazu gebracht?
Ich finde es enorm wichtig, positive Erfahrungen zu teilen und Feedback zu geben. Es kostet kaum Zeit – wie in diesem Fall nur fünf Minuten für eine E-Mail – und bietet die wunderbare Gelegenheit, die bedeutende Arbeit des Global Office zu würdigen. Die Eindrücke und Begegnungen bei der 20-jährigen Erasmus-Reunion wirken noch immer in mir nach und haben mich zusätzlich motiviert, meine Geschichte zu erzählen und Studierende in ihrer Entscheidungsfindung für einen Auslandsaufenthalt positiv zu bestärken.
Das Erasmus-Programm ist für mich eines der bedeutsamsten und wertvollsten Angebote, die ein Studium bereithält. Es verkörpert nicht nur den europäischen Gedanken, sondern stärkt ihn nachhaltig und inspiriert eine Generation, die Zukunft Europas aktiv mitzugestalten. Gerade in einer Zeit, in der Zusammenarbeit und interkultureller Dialog wichtiger denn je sind, eröffnet es unschätzbare Möglichkeiten, Brücken zwischen Kulturen zu bauen und grundlegende Werte wie Toleranz, Vielfalt und Solidarität zu leben.
Du bist im Wintersemester 2004/2005 nach Tampere gegangen. Warum wolltest Du während eines sicher nicht unstressigen Studiums ein Semester im Ausland verbringen – und warum in Finnland?
Vor meinem Studium habe ich ein Praktikum in Mexiko gemacht, was mir wertvolle interkulturelle Erfahrungen brachte. Zunächst wollte ich daher auch meinen Austausch in Spanien machen, um meine Spanischkenntnisse zu verbessern.
Doch dann habe ich mich spontan für Finnland entschieden, weil ich eine komplett andere Kultur erleben wollte. Tampere kannte ich vom Namen her, weil die Mutter eines Kindergartenfreundes dort geboren ist. Es ist interessant, dass insbesondere meine Erasmus-Kommilitonen aus Spanien und Italien bis heute darüber nachdenken, warum sie sich gerade Tampere ausgesucht haben.

Du bist dann ja sogar länger als ursprünglich geplant in Tampere geblieben. Wie kam es dazu?
Ursprünglich hatte ich geplant, nur ein Semester zu bleiben. Doch die positiven Erfahrungen während des ersten Semesters und die unkomplizierte Unterstützung durch die damaligen Erasmus-Koordinatorinnen an der TUM bewogen mich dazu, meinen Aufenthalt auf ein Jahr zu verlängern. Im zweiten Semester schrieb ich sogar meine an der TUM angemeldete Bachelorarbeit in Tampere – in einem Remote-Setting, das zu jener Zeit alles andere als selbstverständlich war, und von meinem damaligen Betreuer gefördert wurde.
Was hat die Erfahrung mit Dir „gemacht“? Deine E-Mail war ja wirklich mitreißend. Und das nach zwanzig Jahren. Das ist schon beeindruckend.
Die Zeit in Tampere und der Austausch mit anderen Erasmus-Studierenden haben meine persönliche Entwicklung nachhaltig positiv geprägt und mich zu einem überzeugten Europäer gemacht. Die während dieser Zeit geknüpften Freundschaften und Beziehungen habe ich über die Jahre nicht nur aufrechterhalten, sondern auch weiter ausgebaut. Den interkulturellen Austausch möchte ich nicht mehr missen. Auch während meiner Zeit an der TUM als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik war ich ein engagierter Ansprechpartner und hoffe, viele Studierende von den einzigartigen Möglichkeiten dieses Programms überzeugt zu haben.
Du bist heute im Führungsteam eines Software-Start-ups. Welchen Einfluss hat Deine Erasmus-Erfahrung auf Dein berufliches Leben?
Die in Tampere gewonnenen Erfahrungen und Beziehungen haben meine Soft Skills nachhaltig gestärkt, sodass mir die Zusammenarbeit in interdisziplinären und interkulturellen Teams nicht nur leichtfällt, sondern ich sie auch effektiv und gewinnbringend gestalten kann.
Impressionen aus Tampere
Nicht nur zu Deiner Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TUM warst Du quasi Erasmus-Botschafter – Dein Engagement besteht ja de facto bis heute…
Ganz genau! Vor etwa zehn Jahren organisierten wir ein erstes Wiedersehen in Tampere, zu dem rund 30 Personen aus fast allen EU-Ländern zusammenkamen. Es fühlte sich an, als würden wir einfach dort weitermachen, wo wir 2005 leider aufhören mussten. Ein besonderes Highlight des Treffens war unser Besuch einer Erasmus-Party, bei der wir „als alte Generation“ auf die damaligen Studierenden trafen.
Und dann waren wir zuletzt für ein verlängertes Wochenende Anfang November wieder in Tampere, um ein weiteres Wiedersehenstreffen zu feiern – und diesmal 20 Jahre! Erneut folgten etwa 25 Personen dem Aufruf. Es war ein emotionaler und teilweise nostalgischer Ausflug: gemeinsam wieder vor Ort zu sein, in der Mensa zu essen, gemeinsam die Sauna und die Studentenwohnheime zu besuchen und festzustellen, dass die Beziehungen und der Austausch noch genauso waren wie früher.
Das Wiedersehen mit den alten Freunden muss schon ein fantastisches Erlebnis gewesen sein. Aber dabei alleine ist es nicht geblieben, richtig? Erzähl doch mal!
Am Donnerstagabend besuchten wir eine Studentenparty – getreu dem Motto „Man ist so alt, wie man sich fühlt.“ Dabei fiel uns auf, dass eine weitere internationale Gruppe im Club feierte. Wir fanden heraus, dass es witzigerweise eine Feier zu deren zehnjährigem Erasmus-Jubiläum war.
Und dann kam der Moment: Zwei Spanier aus dieser Gruppe gingen direkt auf mich zu und sprachen mich mit meinem Namen an. Ich war völlig überrascht, konnte aber weder ihre Gesichter noch ihre Namen zuordnen. Sie erklärten mir, dass wir uns vor zehn Jahren auf ihrer Erasmus-Party kennengelernt hätten und ich ihnen damals Lebenstipps aus meiner Erasmus-Erfahrung gegeben hätte, die sie mir nun wörtlich zitierten. Einer dieser Tipps war, immer in Kontakt zu bleiben und sich so oft und so lange wie möglich zu treffen. Dieser Rat hatte sie motiviert, sich nach einem Jahrzehnt wiederzutreffen.
Dieser unglaubliche Zufall war für uns alle nahezu unbegreiflich – wir nennen ihn jetzt den „Erasmus-Loop“.
Wirklich ein tolles Erlebnis. Die Welt ist manchmal tatsächlich ein Dorf, in dem wir auf wunderbare Weise zusammenkommen. Vielen Dank, lieber Felix, dass Du Deine Erfahrungen mit uns geteilt hast und damit sicher viele aktuelle Studierende für internationalen Austausch begeistern konntest.
Jetzt für die nächsten Erasmus+ Aufenthalte bewerben!
Noch bis 15. Januar 2025 können Sie sich für Auslandsaufenthalte im Winter 2025/26 und Sommer 2026 bewerben. Alle Informationen finden Sie auf unserer Erasmus-Website.
Bitte beachten Sie: Falls Ihre School oder Ihr Fachbereich in Absprache mit dem TUM Global & Alumni Office eine andere Deadline gesetzt hat, reichen Sie Ihre Bewerbung bis zu dieser Deadline ein.
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