
TUM Mumbai Insights
Indien plant Erreichung von "Net Zero" bis 2070
Indien wird laut Expertenprognosen innerhalb der nächsten zehn Jahre zur drittgrößten Volkswirtschaft der Welt aufsteigen. Doch auch eine aufstrebende Supermacht muss sich globalen Herausforderungen stellen: Luftverschmutzung zählt zu den größten Problemen in Indien. Mohaa Vyas, Senior Regional Manager India, gibt einen Einblick, welche Ziele sich die indische Regierung gesetzt hat und mit welchen Maßnahmen sie während ihrer G20-Präsidentschaft den Klimaschutz weltweit vorantreiben will.
Auf der Konferenz der Europäischen Kommission im Januar 2023 erklärte Vizepräsident Frans Timmermans, dass die Europäische Union Indien als den wichtigsten Partner im Kampf gegen den Klimawandel betrachte. Indien hat hier mit großen Problemen zu kämpfen, unter anderem mit starker Luftverschmutzung und einem steigenden Luftqualitätsindex in den Städten.
Indische Städte weltweit am stärksten von Luftverschmutzung betroffen

Ein Bericht des schweizerischen Unternehmens für Luftqualitätstechnologie IQAir bestätigt, dass 22 der 30 am stärksten verschmutzten Städte der Welt in Indien liegen. Insbesondere in Delhi erreichte die Luftverschmutzung durch Stickstoffdioxid nach Angaben von Greenpeace Indien einen Spitzenwert von 125 Prozent.
In Anbetracht dieser alarmierenden Entwicklungen besteht die Notwendigkeit, das Thema Klimawandel in Schulen und Hochschulen einzuführen und zu verankern. Die UNO hat diesen Prozess im Rahmen des Arbeitsbereichs "Action for Climate Empowerment" initiiert. Dazu gehören Aufklärung über den Klimawandel, Sensibilisierung der Öffentlichkeit, Schulungen, Einbeziehung der Öffentlichkeit, Zugang der Öffentlichkeit zu Informationen und internationale Zusammenarbeit in allen diesen Bereichen.
Der Klimawandel im Zentrum der Umweltpolitik
Das Thema Klimawandel ist in Indien seit Jahren sehr präsent, daher übernimmt das Land den G20-Vorsitz mit dem Slogan "Eine Erde, eine Familie, eine Zukunft" und bezieht eindeutig Stellung: Indiens Prioritäten während seiner G20-Präsidentschaft liegen in den Bereichen Energie und der Eindämmung des Klimawandels. Auf diese Weise kann Indien innerhalb der internationalen Agenda seine eigene Geschichte gestalten. Es ist zu erwarten, dass Indien Themen wie Klimafinanzierung, Energiesicherheit und Grüner Wasserstoff in den Vordergrund stellen wird.
Auf der COP26-Konferenz hat Indien mutige Zusagen gemacht und den Klimawandel in den Mittelpunkt seiner Umweltpolitik gestellt. Mit dem Ziel, die Solarenergie nutzbar zu machen und sicherzustellen, dass der erzeugte Strom in die Gebiete fließt, die ihn am dringendsten benötigen, hat Indien eine Initiative mit dem Titel "One sun, one world, one grid" gestartet. Ziel ist es, durch eine internationale Allianz für Solarenergie die Bemühungen zur Dekarbonisierung voranzubringen und ein globaler Exporteur von grünem Wasserstoff zu werden. Der indische Premierminister Narendra Modi kündigte daher ein starkes Engagement Indiens bei der Bekämpfung des Klimawandels an.
Modis fünf Selbstverpflichtungen für Indien zum Klimaschutz auf der COP26
- „Indien wird seine nicht-fossile Energiekapazität bis 2030 auf 500 GW erhöhen.“
- „Bis 2030 wird Indien 50 % seines Energiebedarfs durch erneuerbare Energien decken.“
- „Indien wird seine prognostizierten Netto-Kohlenstoff-Emissionen bis 2030 um eine Milliarde Tonnen reduzieren.“
- „Bis 2030 wird Indien die Kohlenstoffintensität seiner Wirtschaft um mehr als 45 % senken.“
- „Bis 2070 wird Indien das Ziel von 'netto null' Kohlenstoff-Emissionen erreichen.“
Besonderer Fokus auf Klimafinanzierung
Die Klimafinanzierung stand auch bei der COP27-Konferenz im Mittelpunkt. Indien legte den Schwerpunkt seiner Agenda auf das Thema Klimaschutz, allerdings in Bezug auf den finanziellen Aspekt. Die Diskussion drehte sich vor allem um die Festlegung von Finanzierungsmöglichkeiten für Klimaschutzmaßnahmen.
Da der Handlungsbedarf zur Bewältigung des Klimawandels und zur Anpassung an ihn immer größer wird, erklärten die Entwicklungsländer, dass es auch notwendig sei, sich auf neue globale Finanzziele für den Klimaschutz zu verständigen.
Das indische Umweltministerium betonte außerdem, dass sich die Diskussion auf die Quantität des Ressourcenflusses sowie auf dessen Qualität und Umfang konzentrieren müsse. Insgesamt müssten alle Finanzierungsmechanismen zu einem transparenten Prozess mit Dialogen zur Verbesserung der Funktion führen.
Auf der Konferenz wurde auch der von Premierminister Modi geprägte Terminus Lifestyle for Environment (LiFE) aufgegriffen. Der Begriff steht für einen bewussten Umgang des Einzelnen mit der Umwelt und seinem Lebensstil, um die Umwelt für künftige Generationen zu schützen und zu erhalten.
Zusammenarbeit beim Thema Klimaschutz – Dialog zwischen TUM und indischen Partnern
Klimaschutz ist ein wichtiges Thema für alle. Auch die Technische Universität München ist sich ihrer Verantwortung für den Klimawandel bewusst und überprüft daher ihre eigenen Aktivitäten zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen. Nach Angaben des Teams Klimaschutzmanagement will die TUM bis zum Jahr 2028 in Bezug auf ihren Energieverbrauch klimaneutral sein. Die Universität hat nicht nur einen Aktionsplan, sondern auch eine eigene Abteilung für Klima- und Umweltpolitik, die sich auch mit indischen Partnern intensiv austauscht.
Für weitere Informationen über Veranstaltungen und Projekte mit Indien-Bezug zum Thema Klimawandel und Umwelt wenden Sie sich bitte an TUM Mumbai Liaison Officer Mohaa Vyas.
Quellen:
Business Today India: How climate change initiatives took centre stage at WEF meet
Livemint: India’s agenda at the COP27 summit in 10 points
The Hindu News: India undeniably a global powerhouse, says South Korea
The Guardian: India is quietly laying claim to economic superpower status
The Economic Times: India put climate change at the centre of its environmental policies
World Economic Forum: India holds the key to hitting global climate change targets