Das Webinar war Teil der TUM Global Dialogue Series und wurde zusammen vom Liaison Office TUM São Paulo und dem TUM Institute for LifeLong Learning organisiert. Das Event erreichte ein weltweites Publikum: Neben Teilnehmenden aus Brasilien schalteten sich knapp 60 Interessierte aus Deutschland, Peru, Chile, Spanien, Frankreich, Australien und Togo zu. Das zeigt, dass das Thema nicht nur von lokaler Bedeutung ist.
Aktivitäten der TUM im Amazonas
30 Prozent der Treibhausgase weltweit werden von unserem natürlichen Ökosystem wieder aufgefangen und allein die Hälfte der Regenerationsarbeit erledigen tropische Regenwälder. Das erklärt Prof. David Lapola, Forscher am Zentrum für meteorologische und klimatische Forschung in der Landwirtschaft an der Universität von Campinas (UNICAMP) in Brasilien. Gemeinsam mit Prof. Anja Rammig engagiert er sich für das AmazonFACE-Projekt. Die Klimawissenschaftlerin Anja Rammig ist Inhaberin der Professur für Wechselwirkungen zwischen der Landoberfläche und der Atmosphäre an der TUM.
Prof. Lapola gab im Webinar einen Überblick über die aktuelle Situation im Regenwald am Amazonas. Wenn der Klimawandel ungebremst voranschreitet, bestehe die konkrete Gefahr, dass der Regenwald kollabieren wird. Schon jetzt nehmen Wetterextreme wie abwechselnde Dürren und Überschwemmungen zu, außerdem habe sich die Temperatur in der Region innerhalb des vergangenen Jahrhunderts bereits um ein Grad erwärmt. Eine fortschreitende Entwicklung, so die Befürchtung des Forschers.
Das AmazonFACE Projekt
Um die Zukunft des tropischen Waldes zu sichern, will das AmazonFACE-Projekt den Einfluss des CO2 analysieren. FACE steht dabei für Free-Air CO2 Enrichment – eine Technologie, die in einem Waldgebiet rund 70 Kilometer entfernt von der brasilianischen Stadt Manaus eingesetzt wird. Während des Experiments, das zum ersten Mal in einem tropischen Wald startet, setzen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Pflanzen im Schutz einer Kammer einer erhöhten CO2-Konzentration aus. Dabei untersuchen sie Veränderungen in Stamm, Ästen und Blättern mithilfe eines dreidimensionalen Laser-Scanverfahrens. Eine Kamera in der Erde liefert zudem Aufnahmen von den tropischen Wurzelstrukturen. „Wir sehen jetzt schon, dass die feinen Wurzelenden immer tiefer in den Boden reichen, je trockener dieser ist“, erklärt Prof. Rammig.
Die Beobachtungen innerhalb des AmazonFACE-Projektes sollen Rückschlüsse auf die Resilienz von Pflanzen und Ökosystemen geben und bisherige Modellrechnungen unterstützen. Derzeit läuft das Fundraising noch, doch erste Analysen und Tests sind bereits im Gange – eine internationale Forschergemeinschaft mit Studierenden aus aller Welt wird dabei eingebunden.
TUM Institute for LifeLong Learning
Das TUM Institute for LifeLong Learning verbindet in allen seinen Programmen neueste Forschungserkenntnisse aus allen Bereichen der TUM mit aktuellen Fragestellungen aus der Praxis. Das Institut setzt sich so dafür ein, Fach- und Führungskräfte aus allen Bereichen der Gesellschaft auf die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts – beispielsweise den Klimawandel – vorzubereiten.
Das TUM Liaison Office in São Paulo ist überzeugt, dass dies ein erfolgreicher Auftakt war und noch viele gemeinsame Veranstaltungen zu Themen, die in Lateinamerika wichtig sind, folgen werden.
Mehr über die Experimente des AmazonFACE-Projektes zeigt der Film The Amazon FACE project: Exploring the impact of climate change on the rainforest.